Blinde am PC ::: Barrierefreiheit ::: Session beim Fucamp
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Braillezeile und Tastatur
Markus aka @muhh
Berichte zum Thema wie Blinde mit einem Rechner umgehen zu lesen ist eine Sache. Beim Tag der Informatik in Zürich hatte ich einmal gesehen, wie Blinde mit einer Braillezeile umgehen, das war wesentlich hilfreicher. Dort war es jedoch so voll, dass ich keine Gelegenheit für Fragen und weitere Informationen hatte. Dieses Mal mit Markus' Berichten war das anders. Er führte unter anderem Jaws vor, einen Screenreader, der vorliest. Mir war nicht klar, wie schnell ich dabei selbst in solch einer Session ungeduldig werde. Deshalb kann ich gut verstehen, dass die meisten Blinden sich Texte viel schneller vorlesen lassen, als Sehende es überhaupt noch verstehen können.
Trotz allem war es sehr eindrücklich wie wichtig für Blinde sinnvoll strukturierte Informationen sind. Die Tendenz zu immer mehr Flash-Seiten und ähnlichen Spielereien, die ein Screenreader nicht verarbeiten kann, oder nur teils oder erst die in moderner Version stellt für Blinde eine teils unüberwindbare Barriere dar. Vieles was uns Sehenden im ersten Moment gar nicht klar ist, ist für Blinde ein großes Hindernis.
Logischerweise wollen gerade die Blinden, die in der IT geschult sind, selbständig mit ihrem Rechner umgehen können. Oft scheitert das bereits an der Installation des Betriebssystems. Ausgerechnet Windows für welches die meisten Screenreader optimiert wurden lässt sich nicht selbständig von einem Blinden installieren. Markus gab am Ende noch Tipps für Softwareersteller, die Blinden helfen Software zu nutzen. Sehr schade fand ich, dass z.B. OpenOffice.org nicht von Blinden genutzt werden kann. Ich ergänze, bzw. erläutere mal noch was Markus erwähnt hat und beziehe es explizit auf Webseiten:
Tipps für Webautoren um auch für Blinde zugängliche Seiten zu erstellen
- Shortcuts einsetzen und definieren
- relevante Grafiken immer sinnvoll beschriften
- alt-Attribute sind dafür gemacht
- automatische eingefügte Texte wie img_0815.jpg helfen allerdings nicht im Gegenteil
- besser als Unsinn zu schreiben ist ein leeres alt-Attribut: alt="" (auch ohne Leerzeichen sonst wird es doch vorgelesen)
- jede Funktion, jeder Link, muss per Tastatur erreicht werden können
- Links brauchen ebenfalls sinnvolle Namen
- das so beliebte hier oder weiter was möglichst noch unzählige Male auf derselben Seite vorkommt ist eine ganz blöde Idee
- denn die Links werden vorgelesen oder ertastet wenn es siebzehnmal "hier" auf einer Seite gibt, muss sich ein Blinder merken, dass der siebte hier der war, der ihn interessierte, danach vielleicht noch der vierzehnte, wenn das heißt erst wieder alles vorlesen lassen zu müssen...
- Access-Keys sind eine gute Idee, leider sind sie nicht
standardisiert. Wenn eine Webseite wichtig genug ist, um intensiver
damit umzugehen, dann sind Blinde bereit die nötigen Sprungmarken zu
lernen.
- mögliche Tastenkombinationen sind mit ALT+Umschalt 1 usw. möglich, diese Tasten sind üblicherweise nicht bereits vom Betriebssystem oder einem Programm belegt.
- semantischer Code (Überschriften z.B. werden extra vorgelesen und aufgelistet, wenn sie echte Überschriften im HTML sind)
- Sitemap zumindest als Alternative, falls eine Navigation aus optischen Gründen nicht per Tastatur bedient werden kann
- Sprunglinks wenigstens jeweils zum Inhalt und zur Navigation, damit sich Tastaturnutzer aussuchen können wo sie hinmöchten ohne sich durch unzählige Links arbeiten zu müssen
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